Die Geschichte
Diesmal ist eine historisch gesehen sehr spezielle Getreideart an der Reihe, das Triticale. Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Getreiden (siehe Feldblogserie «Unsere Kulturen») ist es eine sehr junge Getreideart, sie ist erst knapp 100 – 140 Jahre alt, je nachdem wann man zu zählen beginnt. Triticale ist eine «künstliche» Art, die durch gezielte Kreuzung von Weizensamen und Roggenpollen entstanden ist. Erstmals wissenschaftlich erwähnt wurde diese Kreuzung 1884, doch waren die Abkömmlinge nicht fruchtbar. Den ersten fruchtbaren Nachwuchs erzielte 1888 ein Herr Rimpau in Deutschland. Genau 12 fruchtbare Samen erhielt er in seinem Versuch. Erst in den 1920er Jahren konnte aus der Kreuzung stabiler und fruchtbarer Nachwuchs erreicht werden, der wirklich als eigene Art zählt. Die Forschung lief derweil weiter und in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts kamen die ersten kommerziellen Sorten auf den Markt. Sie hiessen nicht sehr fantasiereich Triticale No. 57 und Triticale No. 64.
Der Name Triticale
Der gebräuchliche Name Triticale setzt sich zusammen aus den Gattungsnamen Triticum (Weizenartige) und Secale (Roggenartige), wobei die Mutter zuerst genannt wird. Welchem Elternnamen das «c» entnommen wurde, entzieht sich unserer Kenntnis, es kommt in beiden vor. Der wissenschaftliche Artname ist nicht wirklich sexy: X Triticosecale Wittmack. Das X steht für den Ursprung als Kreuzung, das Wittmack für die erste Person, die der Art einen Namen gegeben hat. Herr Wittmack nannte sie Triticosecale rimpaui, wohl im Gedenken an den Herrn Rimpau von oben, der die ersten fruchtbaren Samen erzeugte.
Die Vorteile von Triticale
Die Kreuzungstätigkeit von Weizen und Roggen erfolgte mit dem Ziel, die besten Seiten von Weizen und Roggen zu kombinieren, also die Widerstandsfähigkeit und Genügsamkeit des Roggens mit dem hohen Ertragspotential und den Kornqualitäten des Weizens. Zu Beginn wurde mit Weichweizen gearbeitet, später dann mit Hartweizen. Triticale hat noch viele Krankheitsresistenzen, diese zu Erhalten ist ein Ziel der aktuellen Züchtung. Ursprünglich wurde Triticale als Brotgetreide angedacht, es entwickelte sich dann jedoch hauptsächlich zu einem Futtergetreide und wegen seiner hohen Biomasse zur Energiepflanze für die Herstellung von Ethanol und Biogas. Aus agrarökologischer Sicht sollten wir uns auf den Ursprung besinnen und den Acker in erster Linie für die Herstellung von menschlicher Nahrung nutzen. Dieses Ziel verfolgt die Getreidezüchtung Peter Kunz seit einigen Jahren mit der Sorte Tripanem. Gemeinsam mit Bäckereien wird auf die Backqualität geachtet. Ein aktueller Artikel aus dem «Schweizer Bauer» beschreibt die Zusammenarbeit eines Anbaubetriebs mit einer Bäckerei, um Tripanem als Brotgetreide zu fördern. Leider ist das Getreide bei vielen Leuten nicht bekannt oder wird nur als Futtergetreide angesehen, dabei hat es auch geschmacklich viel zu bieten.
Triticale in Liechtenstein
Auf einigen Bionetz-Betrieben wurde die Sorte Tripanem in den Jahren 2022 und 2023 wegen seiner guten Backeigenschaften als Wintergetreide angebaut. Triticale braucht keine Düngung und kann das Unkraut gut unterdrücken, was auf Biobetrieben ein grosser Vorteil ist. Auch die gute Blattgesundheit und Krankheitsresistenz spricht für Triticale. Die Backeigenschaften wurden getestet und lieferten positive Ergebnisse, doch stellt sich der Verkauf von Triticale-Produkten als sehr anspruchsvoll heraus, weil das Getreide bei den Konsument:innen nicht bekannt ist. Wir hoffen, dies mit dem Blogbeitrag etwas zu ändern, den geschmacklich ist Triticale sehr interessant, es liegt auch da zwischen seinen Eltern und kombiniert das herbe vom Roggen mit dem sanften vom Weizen, was zu einer nussigen Note führt. Was die Nährstoffe angeht, besticht Triticale durch einen hohen Gehalt an Lysin, welches zu den essentiellen Aminosäuren gehört.
Tipps beim Verbacken zu Brot: da trotz hohem Proteingehalt der Klebergehalt gering ist, wird empfohlen, Triticale als Vollkornmehl mit Sauerteig zu verwenden und in einer Form zu backen. Das Mehl kann auch mit Weizen- oder Dinkelmehl gemischt (ca. 30 % Triticale) und normal gebacken werden.
Die Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner können sich glücklich schätzen, dank dem Bionetz Zugang zu Triticale zu haben. Dieses ist in vielen Regionen der Schweiz nur schwer erhältlich was Backexperimente in der eigenen Küche beeinträchtigt. Weshalb das folgende Rezept abgeschaut und nicht selbst getestet ist. Es ist backen für Fortgeschrittene, doch die Herausforderung hoffentlich wert.
Die Triticale Anbau-Ergebnisse finden sich hier.
Aus dem Triticale unserer Bionetz-Betriebe gibt es auf Anfrage folgendes Mehl oder Risotto im Angebot.
Weitere Getreideprodukte sowie Brote erhält ihr hier:
Rezept: Hüttenkäse-Triticale-Pfannkuchen
Zutaten:
1 Tasse Hüttenkäse
2 Eier
1/2 Tasse Triticalemehl
1 Teelöffel Zucker, Honig oder Sirup
Öl oder Butter zum anbraten
Zubereitung:
Die Eier gut aufschlagen und anschliessend mit dem Hüttenkäse und Süssmittel mischen.
Das Mehl hinzufügen und vermengen.
In einer beschichteten Pfanne in etwas Öl oder Butter anbraten, dann wenden und die andere Seite braten.
Mit Früchten oder Kompott geniessen.
An Guata.
Viele schmackhafte Rezepte findet ihr bei alleswurscht:
Wollt ihr mehr wissen?
Weiterführende Links:
(Triticale - ein Gattungsbastard aus Roggen und Weizen | proplanta.de)
Warenkunde Triticale: BAEKO-magazin_2020-04-1.pdf (gzpk.ch)
Triticale - Nos product-eurs-rices - Personnes - À propos (biofarm.ch)
https://issuu.com/landi/docs/d_ur0614_composit/43 UVA-Revue Triticale Sortenzüchtung
https://discover.texasrealfood.com/breakfast-hustle/the-ultimate-guide-to-making-breakfast-triticale
Home - The Swiss Food Composition Database (naehrwertdaten.ch)
Fotos: Reinhard Gessl
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