Das Rheintal ist gesegnet mit ackerfähigen Böden. Während auch in diesen fruchtbaren und tiefgründigen Lagen noch viel Grünland und Tierfutter angebaut wird, leisten einige Betriebe seit Jahrzehnten Pionierarbeit in der der Produktion von Ackerkulturen und Gemüse, die mit kurzen Wegen auf lokalen Tellern landen. In Vorarlberg sticht besonders der Vetterhof in Lustenau hervor: bereits in den 1980er-Jahren leistete die Familie Vetter Pionierarbeit im Bio-Landbau. Der Hof fokussiert sich zudem seit Jahren auf kleinstrukturierten Gemüsebau: Durchschnittlich 700 Gemüsekisten verlassen wöchentlich den Hof, und das das ganze Jahr über.
Vom Tier zum Gemüse
Bis vor wenigen Jahren hielten die Vetters neben dem Gemüsebau eine Mutterkuhherde und bewirtschaftete mit dieser ihr Grünland. Wie Gemüsegärtner Wilhelm bei der Hofführung erläuterte, habe man Bilanz ziehen müssen: Das direkt ab Hof vermarktete Gemüse habe sich als einträglicher herausgestellt als die Mutterkuhhaltung. In Folge haben Simon Vetter und sein Team sich entschieden, sich von ihrer Mutterkuhherde und den Rindern zu trennen und ganz auf den Gemüsebau zu fokussieren. Über die Grünflächen, die sie in ihrer Fruchtfolge brauchen, freuen sich benachbarte Betriebe mit Vieh. Und Hofdünger in Form von Gülle und Mist für die nötigen Nährstoffe in den teils sehr intensiven Gemüsekulturen bekommen sie genug von befreundeten Landwirten, deren Güllekästen ohnehin oft an ihre Kapazitätsgrenzen gelangten.
Direkter Absatz und Effizienz
Beim Rundgang über den Hof wurde schnell klar: Mit Anbau und Ernte ist es hier nicht getan. Kühllager und Abpackhalle nehmen Raum ein auf dem Hof, viele Schritte wie etwa das Abwiegen gewisser Gemüsesorten für die wöchentlich gepackten Kisten sind automatisiert. Das rentiere sich aber schnell, so der Gemüsebauer Wilhelm. Bei den durchschnittlich 700 Gemüsekisten pro Woche für Privathaushalte plus Gemüse für die Gastronomie und Wochenmärkte habe man ein Volumen erreicht, das solche Investitionen sinnvoll mache. Der Vetterhof zeigt dabei auf, was immer wieder angezweifelt wird: Gemüse- und Ackerbau ist auf den dazu geeigneten Böden und mit dem Klima des Rheintals durchaus möglich und standortgerecht.
95 % statt 40 % beim Konsumenten
Direktvermarktung erfordert mehr Aufwand als der Verkauf an den Grosshandel, behält dafür auch die ganze Wertschöpfung bei den Produzierenden. Darüber hinaus führt Wilhelm einen weiteren Pluspunkt an: Er zeigt uns einen Pak Choi aus dem Kühlraum, der den Hof mit der nächsten Charge Kisten verlässt. Er hat kleine visuelle Fehlerchen, steht seinen makellosen Artgenossen aber in Sachen Geschmack und Haltbarkeit in nichts nahe. Im Grosshandel würde wohl die komplette Ernte zurückgeschickt, in der Direktvermarktung finden sie ihren Weg zur Kundschaft.
Und das Spiel geht noch weiter: Kulturen wie Kürbisse baut der Hof nicht selbst an, sondern kauft von Partnerbetrieben günstig zu grosse und zu kleine für den Detailhandel ab. Statt dass sie verfüttert oder kompostiert werden finden die zu grossen beim Vetterhof in der Gastronomie Anklang, die kleinen Kaliber eignen sich optimal für den Absatz mittels Gemüsekiste.
Text und Fotos: Toni Büchel
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