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Feldgeschichte 5 - Unsere Wiesen und Weiden

Liechtenstein ist grün, sehr grün. Ganze 2‘160 Hektar (ohne Alpflächen) entfallen auf Dauergrünland, Wiesen und Weiden, die dauerhaft bestehen bleiben und keinerlei Bodenbearbeitung ausgesetzt sind. Das entspricht 60 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche und ist in der Grösse vergleichbar mit den vollständigen Flächen der Gemeinden Ruggell, Schellenberg und Eschen zusammen. Viel Grünfläche also, und natürlich gibt es dafür viele gute Gründe.

Grünland trägt zu vielen wichtigen Funktionen der natürlichen Kreisläufe bei. Auf primär ackerbaulich genutzten Flächen etwa ist Grünland ein wichtiges Element, um die Fruchtfolge zu ergänzen und die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Zwar handelt es sich bei Wiesen auf beackerten Flächen strenggenommen nicht um Dauergrünland, sondern um eine sogenannte „Kunstwiese“, weil sie nach einigen Jahren wieder durch eine Ackerkultur (z.B. Getreide) abgelöst wird, doch die Vorteile sind dieselben: Mit Hilfe der Kleearten, die mit den an ihren Wurzeln lebenden Knöllchenbakterien Luftstickstoff binden, wird Stickstoff für das Pflanzenwachstum gratis zur Verfügung gestellt.

Wiesen und Weiden sorgen dafür, dass Regen langsam versickern kann und Bodenerosion vermindert wird. Unter Grünland findet man ein dichtes Wurzelwerk, welches die Grundlage für ein vielfältiges Bodenleben bildet. Überdies fördert das Grünland massgeblich den Humusaufbau und bindet damit umweltschädliches Kohlendioxid. Schließlich hat Grünland auch eine sehr wichtige Funktion in der Biodiversitätsförderung. Eine Landschaft ohne Grünland wäre um einiges ärmer an Artenvielfalt.

Entsprechend wichtig ist es, Dauergrünland zu erhalten und zu schützen. Je nach Nutzungsintensität entstehen auf dem Grünland verschiedene Pflanzengemeinschaften. Extensiv genutztes Grünland bedeutet, dass derartige Wiesen und Weiden nicht gedüngt werden dürfen und einen festgelegten Schnitttermin, am 15. Juni in der Talzone und am 01. Juli in der Bergzone, eingehalten werden muss. Diese Wiesen liefern wenig Futterertrag für die Tiere, sind dafür aber besonders artenreich und ein wichtiger Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge, Käfer und alle Arten von Insekten und Spinnen, die bis in den Sommer Futter und Unterschlupf finden. Auch für Frösche, Eidechsen und Blindschleichen sind sie ein geeignetes Habitat. Zudem ist alles, was kriecht und flicht Futter für Vögel, sowie weitere Tiere und somit wichtig für die weitere Nahrungskette.

Während es in der Talzone rund 1‘660 ha Grünland gibt, umfasst das Dauergrünland in der Bergzone mit rund 500 ha etwa ein Drittel der Dauergrünlandfläche im Tal. Dies entspricht 95% der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche in der Bergzone (ohne Alpgebiet). Zusätzlich zur landwirtschaftlichen Nutzfläche kommen in der Bergzone weitere 1‘800 ha Alpwirtschaftsflächen hinzu, die ebenfalls als Grünland für die Wiederkäuerfütterung und zur Förderung der Biodiversität genutzt werden. Diese Flächen, unzugänglich und andernfalls nur für die Forstwirtschaft brauchbar, können durch die Grünlandbewirtschaftung indirekt für die menschliche Nahrungsmittelproduktion genutzt werden. Denn aufgrund der topografischen und klimatischen Bedingungen passen die Milch- und Fleischproduktion perfekt zur natürlichen Beschaffenheit der voralpinen Flächen in Liechtenstein. Als Weideflächen genutzt, ermöglichen sie den Liechtensteiner Rindern ein artgerechtes Leben in ihrer natürlichen Umgebung.


Die Feldgeschichte ist auch im Volksblatt erschienen:


Fotos: Julian Konrad, Reinhard Gessl & Tatjana Schnalzger




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