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Feldgeschichte 2 - Agrarökologie – sexy, temperamentvoll und klug

Mit dem Bionetz wird in Liechtenstein eine nachhaltige, umweltschonende und wertschätzende Produktionsweise von Nahrungsmitteln gelebt: die Agrarökologie. Doch was ist eigentlich Agrarökologie?


Agrarökologie – Zugegeben, der Name ist ein bisschen sperrig. Er riecht nach langem griechischem Fremdwort. Er ist nicht sexy. Doch warten Sie! Stellen Sie sich Ihre erste Begegnung mit der Agrarökologie wie ein erstes Date vor. Sie mögen doch ein prickelndes, geistreiches Kennenlernen?


Um zu verstehen, was Agrarökologie nicht ist, stellen Sie sich eine beliebige Monokultur vor, etwa endlose Weizenfelder in der Mitte der USA, Reihe um Reihe von Kakaobäumen an der Elfenbeinküste oder Bananenstauden bis zum Horizont in Ecuador. Wie langweilig! Wie ein Mensch, der nur über ein Thema sprechen kann und das für Stunden. Doch mag der Vergleich mit einem Menschen vielleicht bis hierher noch tragen, sind Monokulturen aber mehr als nur langweilig, sie sind gefährlich: Der Boden wird ausgelaugt, die Pflanzen sind krankheits- und schädlingsanfällig, es kommt zum grossflächigen Einsatz von Pestiziden und andere Pflanzen und Tiere finden keinen Lebensraum mehr. Eine solche Produktion ist also mit hohen Umweltschäden verbunden. Die zugehörigen Wertschöpfungsketten bieten meist auch wenig für die Gesundheit oder die Gesellschaft — sie sind linear und maximieren Profite. Alles muss möglichst schnell sein und möglichst billig. Nie ist das fair, nie ist das nachhaltig. Es geht viel verloren.


Nachhaltige, umweltschonende Produktion

Doch was ist denn nun Agrarökologie? Agrarökologie ist das Gegenteil von langweilig. Sie ist ein selbstbewusster Südamerikaner. Sie ist eine Latina. Denn vor allem in den Ländern Südamerikas aus tief in Natur und Tradition verwurzelten Bauernkulturen entstanden nämlich politisch-ökologische Kooperativen gegen die industrielle Massenproduktion und die damit verbundene soziale Not der Kleinbauern. Diese Kooperativen gehören zu den erfolgreichsten der Welt. Sie entwickeln neue Methoden für nachhaltigen Anbau. Sie treten direkt in Verbindung mit den Konsumenten, ihren Kunden und sie sitzen gemeinsam mit am Verhandlungstisch und streiten für faire Produzentenpreise. Stellen Sie sich also ein Kennenlernen der Agrarökologie als eine temperamentvolle Begegnung vor.


Agrarökologie in Liechtenstein

Was aber bedeutet Agrarökologie für Liechtenstein? In unserer Tradition und Natur?

Im Bionetz haben sich einige Liechtensteiner Pionierbetriebe zusammengetan, um einander solidarisch zu unterstützen und von- und miteinander zu lernen. Sie haben Mut zu neuen Sorten und Lust auf regionale Absatzwege in Beziehung zu uns, den Köchinnen und Gastronomen, den Familien und Lehrpersonen, den Detailhändlern und Erziehenden, kurz allen, die auf die ein oder andere Weise für die Ernährung von Menschen und das Gute Essen zuständig sind. Die Bionetz-Betriebsleitenden leben auf diese Weise die Agrarökologie Liechtensteiner Art. Sie öffnen auch ihre Höfe für uns, um zu zeigen, wie das geht, ganzheitlich nachhaltige Landwirtschaft. Und um uns zu fragen, wie wir das sehen. Wie wir daran teilhaben wollen. Dafür veranstalten sie Hofbesuche für Kinder, Familien und Erwachsene, Feldbegehungen und Feierabendbesuche und sie lassen uns sogar manchmal mitwirken. Agrarökologie, das ist der Weg der Gemeinschaft. Es ist die gelebte Verbindung von nachhaltiger sozial-ökologischer Landwirtschaft und Ernährung. Für Gutes Essen und eine lebendige, gesunde Heimat. Ist das sexy? Wir finden allemal!


Eure Feldfreunde.


Fotos: Julian Konrad & Reinhard Gessl


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